12. Oktober 2021

Netzwerk „Kleine Helden“: Gruppenangebot für Kinder kranker Eltern

Projekt „Komm klar“

Bieten Kindern Hilfe, deren Eltern suchtkrank sind oder ein seelisches Leiden haben: Melanie Clemens (Diakonie im Kirchenkreis Lennep), Karsten Heil (Evangelische Jugendhilfe), Claudia Günther („Die Welle“), Thomas Friedrich-Hett (Psychologische Beratungsstelle) sowie Georg Weber (Praxis für Familienhilfe, v.l.).

 

Netzwerk „Kleine Helden“ erweitert sein Angebot: Sechs Institutionen, die im sozialen Bereich tätig sind, haben sich zusammengefunden, um das Projekt „Komm klar“ auf den Weg zu bringen.

Remscheid. Das Remscheider Netzwerk „Kleine Helden“ engagiert sich seit seiner Gründung 2010 für eine Verbesserung der Situation von Kindern psychisch und suchtkranker Eltern in der Stadt. Jetzt soll das Angebot des Netzwerks erweitert werden. Sechs Institutionen, die im sozialen Bereich tätig sind, haben sich zusammengefunden, um das Projekt „Komm klar“ auf den Weg zu bringen.

Zu den Trägern dieses Angebots gehören der Caritasverband Remscheid, die Diakonie im Kirchenkreis Lennep, das soziokulturelle Zentrum „Die Welle“, die Evangelische Jugendhilfe Bergisch Land, Profam Praxis für Familienberatung sowie die Psychologische Beratungsstelle Remscheid.

Hinter „Komm klar“ verbirgt sich ein Gruppenangebot für Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren. In einem geschützten Raum sollen sie Vertrauen verspüren und in der Gruppe Gespräche über Ängste, Sorgen, die Erkrankung der Eltern und über andere relevante Themen führen.

Diplom-Psychologe Thomas Friedrich-Hett von der Psychologischen Beratungsstelle erläutert gemeinsam mit vier Kolleginnen und Kollegen das Konzept: „Durch Corona sind die Kinder und Jugendlichen noch stärker belastet als ohnehin. Sie versuchen, die Familie zusammenzuhalten, es geht um Existenzfragen wie ‘Wie geht mein Leben weiter?‘ oder ‘Was kann ich tun?‘ Das ist ein sehr schwerer Brocken. Die betroffenen Jugendlichen können sich bei uns entlasten und austauschen.“ Dabei spiele Rücksicht eine große Rolle, sagt Friedrich-Hett: „Selbstverständlich achten wir darauf, dass soziale Isolation vermieden wird.“

Insgesamt sind im Netzwerk „Kleine Helden“ 30 Institutionen vernetzt, die im Bedarfsfall ihre Kompetenz einbringen. „Im Netzwerk sind auch diverse Schulen dabei“, berichtet Friedrich-Hett. Dazu ist eine Kooperation mit dem Remscheider Jugendrat geplant und soll schnell verwirklicht werden.

Deutschlandweit sind 3,6 Millionen Mädchen und Jungen betroffen

„Hilfe für Jugendliche aus psychisch oder suchtbelasteten Familien ist dringend nötig“, konstatiert die Sprecherin der Kleinen Helden, Diplom-Sozialarbeiterin Melanie Clemens: „Nach offiziellen Statistiken sind in Deutschland rund 3,6 Millionen Jugendliche betroffen. Jedes sechste Kind leidet unter der Sucht seiner Eltern. Bezieht man die Dunkelziffer mit ein, dürfte es jedes vierte Kind sein.“

„Unser Hilfsangebot ist keine Psycho-Therapie“, erklärt Claudia Günther, Erziehungswissenschaftlerin im Jugendzentrum „Die Welle“: „Wir bieten professionelle Begleitung an, die in geschlossenen Gruppen für zehn Sitzungen konzipiert ist.“

Ihre Erfahrungen machen den Partnern Mut. „Wir merken, wie wichtig den Jugendlichen das Aufklärungsgespräch ist. Wenn man ihnen sagt ‚Ihr seid nicht schuld‘ sind die meisten sehr erleichtert“, berichtet Thomas Friedrich-Hett. Viele nähmen kleine Hinweise sehr ernst und seien dankbar. „So zum Beispiel raten wir den Betroffenen ‚Schüttet den Alkohol eurer Eltern nicht weg. Das ist für euch zu groß‘“.

Auch nach der Gruppenarbeit bleibt „Kleine Helden“ ein Ansprechpartner für die Kinder und Jugendlichen. Das Projekt „Komm klar“ wird von den Nachbargemeinden bereits beobachtet, weiß Melanie Clemens. Und sagt mit einem Augenzwinkern: „Die schauen schon neidisch auf Remscheid.“

Kontakt

Das Projekt „Komm klar“ startet am 26. Oktober in den Räumlichkeiten des Kultshock (Stockder Straße 142-148). Kontakt:

Tel. (0 21 91) 16 36 85. Oder per Mail an

kleine.helden@remscheid.de

 

rga-online, 08.10.2021: Text und Bild von Peter Klohs